Sehr gut erkannt. Die Problematik an der Menschheit ist meines Erachtens darin zu finden, dass die meisten sich in erster Linie darüber aufregen, dass die anderen wahlweise, borniert, faul, streber, zu dick, zu dünn, zu nett, zu ungehobelt, zu reich, zu arm, zu narzistisch, zu sehr im Helfersyndrom, zu sehr politisch, oder so völlig gleichgültig (usw.) sind.Dr. Acid hat geschrieben:Dieses Bedürfnis nach Jesus oder generell Glauben, zeigt doch ganz klar, dass es vielen Menschen nicht gut geht und dass man sich eigentlich Liebe wünscht. Was da richtig und falsch ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Und das schöne an der Menschheit, ist dass die meisten durchaus fähig sind, dies zu erkennen, und mit der Zeit versuchen, irgendwie darauf zu reagieren. Sei es indem sie eine klare Vorstellung von sich selbst erhalten, wie sie sind. Und dann daran messen, wie der Rest des Universums ist. Sei es indem sie versuchen, zu ihrem Ursprung zurückzufinden, und dann eine philosophische oder vielleicht auch psychedelische Reise antreten (Religion gem. Begriffsdefinition von Dr. Acid). Wieder andere indem sie einfach "sind wie sie sind", was auch immer das sein mag.
Darüber zu urteilen ist bereits wieder einen Schritt von "sich-mit-sich-selber-auseinandersetzen" entfernt. Was wiederum nicht unbedingt zu beurteilen ist.
Wenn es Menschen gibt, die wenig Liebe erfahren haben, und sie finden in ihrem Glauben an ein höheres Wesen, das sie liebt, dann ist das für diese Menschen sicherlich etwas sehr extatisches, euphorisches, womöglich totaler Unsinn von einem Standpunkt aus betrachtet, der mit einem solchen (fiktiven?) Wesen nichts anfangen kann, aber was solls, hauptsache diese Menschen spüren einmal in ihrem Leben Liebe.
Ich bezweifle und verabscheue jedoch die hintertriebenen Ideen und Ideologien dieser Fundamentalisten, die auf den Videos zu sehen sind. Ich sehe keinen Sinn dahinter zurück ins Mittelalter zu gehen. Die Fundamentalisten wollen den Frauen vorschreiben, wie sie sich zu kleiden haben. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Unterdrückung von Frauen mit zur Agenda von diesen "Christlichen" Fundamentalisten gehört. Und das finde ich Scheisse (auch wenn gewisse Perlen mich diesbezüglich offenbar unbedingt falsch verstehen wollen...) - alles was in irgendeiner Form nach Fundamentalismus oder Faschismus riecht gilt es abzulehnen, in seinen Anfängen zu bekämpfen, notfalls zu verbieten.
Das mag eine etwas Extremistische Ansicht sein, aber: Auch wenn wir heute in Europa dem Glauben verfallen sind, wir seien sehr frei und es gäbe so etwas wie Faschismus à la China oder Fundamentalismus à la bestimmte Islamische Theokratien oder George Bush bei uns nicht. Erstens Mal gibt es nach wie vor diese Ausprägungen auch im freien Europa. Oh natürlich, es ist kein Faschismus im WikipediaSinn wenn wir über den Militärdienst reden, der sich einfach mal kurzerhand über jedes andere Gesetz, inklusive dem Grundgesetz (worauf wir ja so stolz sind hierzulande) hinwegsetzt. Aber es geht in die Richtung. Nicht vergleichbar mit China? Richtig. Aber: Jedes Faschistische (oder Theokratische) System ist durch demokratische Entscheide an die Macht gekommen. In den meisten Fällen vermutlich nicht unbedingt freie demokratische Entscheide, das ist klar. Aber dennoch: Eine Demokratie ist nur so stark, wie jeder einzelne Bürger bereit ist, in seinem Umfeld, in seinem Job, in seiner Familie, in der Nachbarschaft, gegen jede Form von Unterdrückung, gegen Ausgrenzung von Minderheiten, gegen Mobbing und gegen alles zu sein, was faschistisch oder theokratisch ist.
Das Problem an einem solch dogmatischen Wunsch, wie ich ihn jetzt bewusst provokant formuliert habe: Wenn man das genau so machen würde, wäre man vermutlich bereits mit einem Bein im Faschismus drin. Denn was anderes ist den Faschismus, als anderen Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben - und wie nicht? Warum (mal ganz provokant) darf ein Neonazi keine SS-Uniform anziehen, wenn der Britische Kronprinz es tut? Und warum tut niemand etwas dagegen, dass die beiden das tun? Weil das vermutlich die Idee hinter einer Demokratie ist: Die Freiheit des Einzelnen muss gewahrt bleiben. Die Entscheidung des Einzelne, was er mit seinem Leben anfängt, und die Meinungsfreiheit muss gewahrt bleiben.
Lustigerweise war die SVP nicht eben beliebt, als sie mit genau dieser Argumentation gegen das Antirassismusgesetz opponierte. Womit ich nicht sagen will, die SVP hätte Recht gehabt. Beim Antirassismus gesetz geht es nicht um den Schutz der Meinungsfreiheit, sondern um den Schutz von Minderheiten vor etwaigen verbalen Übergriffen von Mehrheiten oder Einzelpersonen.
Doch diese ganzen Überlegungen zeigen auf, wie unvergleichlich schwierig es ist, Theokratie und Faschismus zu verhindern, die Demokratie zu bewahren, ohne selbst undemokratisch und faschistisch oder theokratisch zu werden.
Was auf diesen Videos zu sehen ist, erinnert allzusehr an ekstatische Menschen, die in ihrer Extase "Mao, Mao" oder "Hitler, Hitler" riefen. Oh, sie rufen Jesus, und sie freuen sich wenn ihr Führer ihnen mitteilt Gott sei jetzt hier, aber sie verstehen nicht das geringste dessen, was Luther bereits vor 500 Jahren geschnallt hat: Gott ist in uns. Und in dem was wir (gutes) tun.
Wenn ein Mensch so werden kann, wie in dem Abschnitt von Abraxas, den Elias zitiert hat, wer das erreicht hat, wird niemals ein Faschist, denn ein Mensch, der das erreicht hat, ist an dem Punkt anglangt, wo er seine Mitmenschen liebt, und sie beschützen will oder zumindest ihnen kein Leid zufügen. Ein solche Mensch wird auch kein Theokrat, den er braucht entweder keinen Gott, um so zu sein, oder er hat erkannt, dass Gott nichts weiter als ein Synonym für Leben ist. Dieses ist in uns, und in jedem anderen materiellen Wesen oder Ding, und dieses gilt es zu bewahren.
Faschisten und Theokraten können das nicht erkennen, weil sie die falschen Schlüsse ziehen. Sie denken, sie hätten die Wahrheit erkannt. Und sie denken, ihre Wahrheit müsse jedem anderen Menschen weiter gegeben werden. Das funktioniert nicht. Selbst wenn irgendwelche Fundamentaliste tatsächlich mal die Wahrheit gefunden hätten - in dem Moment wo sie jemandem eine Pistole an den Kopf halten, wenn dieser ihnen nicht Recht gibt, hätten sie sie wieder verloren gehabt.
Nein. Wahrheit kann nicht missioniert werden, und Extase ist nur ein Gefühl. Ein Biochemischer Prozess. Genau wie Sehnsucht. Liebe aber, diese übereinstimmung von Körper Geist und Seele, wird dann erfahren, wenn man sie lebt - nicht gibt, nicht fordert - sondern lebt.