Es war für mich noch interessant diese Berichte und Stellungnahmen einfach nur so zu lesen. Dabei ist unschwer festzustellen, wie scheinbar Aussenstehende tatsächlich präziser beobachten können als jene, die sich als Goaner bezeichnen könnten. Tatsache ist, dass Parties in der Goaszene voller religiöser Symbole sind, das Ohm-Zeichen (es fehlt das Hum-Zeichen), Buddhas, eigenartige Tiergestalten als Annäherung an die hinduistische Götterwelt, etc.., die eigentlich alle dem hinduistisch-buddhistischen Kulturraum entnommen und meistens westlich verfremdet sind. Auch die Szene selbst definierte sich von Beginn weg über diesen anderen Kulturraum bzw. über das, was Westler (The Beatles, 68er, etc.) unter diesem hinduistisch-buddhistischen Kulturraum verstehen wollten.
Seit den Sechziger Jahren war diese Kultur immer mit Drogen verknüpft und ist es auch heute noch, in der Regel eben halluzinogene und psychodelische Drogen, darunter an erster Stelle das Kiffen, LSD oder halluzinogene Pilze. Allerdings dürfte die Goaszene nicht allein dastehen was den Drogen-Gebrauch oder -Missbrauch betrifft. Drogen werden heute praktisch an allen Parties und in allen Discos konsumiert und es wäre schon interessant zu wissen, wieviel Prozent der Leute an einer Goa KEINE Drogen konsumieren. Aber ich glaube (wissen tu ichs wirklich nicht!), dass der Prozentsatz nicht sehr hoch sein wird.
Auch was die Rituale betrifft, so erinnere ich an einen guten Freund und Goaner von mir, der mir schon vor Jahren mal sagte, dass für ihn jede Goaparty wie eine Art Gottesdienst sei. Das hauptsächliche Ritual ist immer dasselbe, tanzende Leute vor einem altar-ähnlichen DJ-Pult, sozusagen als heiliger Raum wie in einer Kirche oder Synagoge mit einem Standbild, manchmal sogar das Ohm-Zeichen. Versucht man Goaparties als Aussenstehender zu beurteilen, dann hat das tatsächlich viel für sich und es entspricht dem, was ich im ersten Abschnitt bereits feststellte. Und scheinbar sind tatsächlich die religiösen Züge, die Rituale, das Sektenhafte etc. nicht zu übersehen - und muss auch keineswegs nur negativ verstanden werden. Berückisicht man, dass (nicht nur aber auch) im Fernen Osten Energien durch drei Formen aufgebaut werden, durch sinnliches Entspannen (sich Schütteln und Lockern, Augen schliessen, ruhiges Sitzen im Lotussitz im Stillen oder Monotonen, etc.), durch Atmen (Spiritus sanctus, gregorianische Gesänge in Kloster, Licht-Atem, Sufi-Atemmeditationen, etc.) und Bewegen (Tanzen). Wer Oshos Meditationen kennt, der weiss, wie diese drei Elemente immer wieder und in der gleichen Reihenfolge in seinen Ritualen vorkommen, selbst westliche tantristische Seminare und Kurse bauen auf diesen Elementen auf. Anderseits erleben Leute, die in einem Chor singen, ebenfalls diesen Aufbau von Energie (wegen der Atmung). Und wenn das schon so ist, wieso sollten Goaner nicht auch - bewusst oder unbewusst - solche Erfahrungen machen können, zumal wir ja häufig das Wort "Bewusstseins-Erweiterung" gebrauchen, wenn wir von solchen Erfahrungen sprechen, die ja dann doch häufig mit Drogen in einem Zusammenhang stehen. So betrachtet müsste dieser Drogen-"Gebrauch" gewisser Leute deren Selbstbewusstsein enorm erweitert haben. Die Ironie der Sache liegt darin, dass dem in den meisten Fällen nicht so ist! Und ich bin beileibe nicht der Einzige, der das schon festgestellt hat. Aber sektenhafter Erfolg und Misserfolg äussert sich eben nicht nur in Heilserfahrungen und Massenselbstmorden.